Posttraumatische Belastungsstörungen: Was hat das mit mir zu tun?
Es gibt zwei Kategorien von Traumata, die sogenannten offensichtlichen, die auch unserem üblichen Verständnis von dem entsprechen, was ein Trauma ist, und die subtilen.
Zu den offensichtlichen Ursachen von Traumata gehören Krieg, schwerer Missbrauch (emotional, körperlich, sexuell), Erfahrung oder das Miterleben von Gewalt sowie schwere Verletzungen oder Krankheiten. Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass auch eine Serie von „harmloseren“ Missgeschicken oder Geschehnissen eine langfristig schädigende Auswirkung auf Menschen haben kann. Dazu gehören z. B.
kleinere Autounfälle (auch „nur“ Blechschaden) insbesondere solche, die mit einem Schleudertrauma einhergehen
invasive Routineeingriffe beim Arzt oder Zahnarzt (vor allen Dingen bei narkotisierten oder festgehaltenen Kindern)
Stürze und andere kleinere Verletzungen (z. B. Sturz vom Fahrrad)
Krankheiten, die mit hohem Fieber oder Vergiftungen einhergehen
anhaltende Ruhigstellung (insbesondere bei Kindern) durch z. B. Gips oder Schienen
plötzliche laute Geräusche (v. a. bei Säuglinge und Kinder)
Geburtsstress (sowohl für Mutter als auch für das Kind)
Zu den ersten Symptomen, die häufig direkt nach dem überwältigenden Ereignis auftreten, gehören Übererregung, Anspannung, Dissoziation und Verleugnung – ebenso wie Gefühle der Hilflosigkeit, Erstarrung und Bewegungsunfähigkeit. Etwas später können weitere Symptome hinzu kommen wie ein ständiges „Auf der Hut sein,“ Überaktivität, Schreckhaftigkeit, abrupte Stimmungswechsel, Schlafstörungen, Alpträume und nächtliche Angstattacken, Scham und mangelndes Selbstwertgefühl.
Einige Zeit später, möglicherweise auch erst Jahre später, können dann Trauma-Symptome wie Panikattacken, Ängste, Phobien, Suchtverhalten, Selbstverletzung etc. entstehen. Auch körperliche Symptome wie chronische Müdigkeit, Immunschwäche, hormonelle Probleme, Migräne, Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen, Asthma, Depressionen, Reizdarm, Hautbeschwerden etc. zählen zu den möglichen Spätfolgen von Traumata.
Oft beachte ich bei Betroffenen auch das Gefühl „neben sich zu stehen,“ „nicht in seinem Körper zu sein,“ sich völlig isoliert und entfremdet wahrzunehmen oder „nicht hier sein zu wollen.“
In der Praxis geht es oft bei sogenannten Therapieblockaden (d. h. keine Behandlung bringt die gewünschten Ergebnisse) darum, zu erkennen, dass dem ein Traumata zu Grunde liegt (welches häufig gar nicht mehr bewusst ist), es zu entdecken und entsprechend zu behandeln.
Die Behandlung von Traumata v. a. aus dem oben erwähnten subtilen Bereich kann häufig in sehr kurzer Zeit erfolgreich behandelt werden – und dann können auch andere Therapieformen wieder greifen. Nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf.
(Quelle: Peter A. Levine, Vom Trauma befreien)