Was ist die richtige Therapie für mich? – Die drei Säulen der Salutogenese
Das Wort „Salutogenese“ setzt sich aus den Begriffen „salus“ (= lat. Gesundheit, Heil, Glück) und genesis (= griech. Entstehung, Entwicklung) zusammen und wurde von dem israelisch-amerikanischen Stressforscher und Medizinsoziologen Aaron Antonowksy (1923-1994) geprägt.
Die Salutogenese widmet sich, diametral entgegen gesetzt der allgemein üblichen Pathogenese (= die Entstehung von Krankheit), der Entstehung von Gesundheit.
Antonowksy forschte hierzu vergleichend in den 70er Jahren anhand einer Gruppe von Frauen in den Wechseljahren, die den Holocaust im KZ überlebt hatten. Er stellte fest dass knapp 30% dieser Frauen über eine gute psychische und physische Gesundheit verfügte, und fragte sich, wie das möglich war – in Anbetracht all des überstandenen Horrors und Schreckens. Dies ist ein nahezu unglaubliches Ergebnis, insbesondere wenn man bedenkt, welche Erkenntnisse und Zusammenhänge über Stress und Stressbewältigung die neue Wissenschaft der Neuro-Psycho-Immunologie zu Tage befördert hat.
Durch intensive Befragung all dieser Frauen begann er herauszufinden, was sie dazu befähigt hat, auf eine solche Art und Weise Stress zu bewältigen. Er fand drei grundsätzliche Faktoren, die dazu beitragen, dass ein Gefühl von überpersönlichem Urvertrauen (er nannte es “sense of coherence”) entsteht, das für diese Resilienz verantwortlich ist:
die Verstehbarkeit (comprehensibility)
die Sinnhaftigkeit (meaningfulness)
die Handhabbarkeit (manageability)
Was bedeutet das übertragen für mich als Klient und Patient im Hinblick auf eine angestrebte Therapie bzw. den/die Therapeuten/-in?
Ich verstehe, wofür meine Therapie gut ist und wie sie wirkt (das bezieht sich auch auf verschriebene Medikamente).
Ich erkenne den Nutzen und die Möglichkeiten der Therapie und weiß, dass es sich lohnt, den notwendigen Aufwand und/oder Disziplin aufzubringen (z. B. bei einer Ernährungsumstellung oder ordnungstherapeutischen Empfehlungen).
Ich kann diese Maßnahmen auch alleine durchführen (bin der aktive Gestalter meiner Gesundheit).
All dem zugrunde liegt der Wille und die Bereitschaft gesund werden zu wollen, bzw. heilen zu wollen. (Stichwort „sekundärer Krankheitsgewinn“ – was bedeutet, dass Krankheit in mancherlei Hinsicht auch vorteilhaft erscheinen kann oder als Problemlösung dienen kann.)
Diese Faktoren kann jeder für sich anwenden und als Richtlinie betrachten, um zu erkennen, ob die Grundlagen für eine gelungene Therapie gegeben sind. Welche Konsequenzen und Möglichkeiten sich daraus für alle therapeutisch Arbeitenden ergeben, wird uns Pia Webler (Apothekerin, Heilpraktikerin, Coach, Kommunikationstrainerin) im Rahmen eines Vortrags im „Lighthouse“ in Wiesbaden näherbringen.