Vom Wort-Schatz und der Macht der Sprache
„Am Anfang war das Wort“ – so heißt es in der Bibel: Eine Idee, ein geistiges Konzept wird durch den Klang von Sprache in Materie, in Form und zum Ausdruck gebracht.
Sprache kann heilen und vernichten, aufbauen und ermuntern oder verletzen und entmutigen. Sie prägt unser tägliches Miteinander und ist entscheidender Bestandteil jeder Therapie. Im Dezember hatten wir uns im Workshop „Heilen durch Sprache“ mit Pia Webler eingehender mit der Thematik befasst.
Eine praktische Übung, die Wortprobe, hat mir dabei ein besonderes Aha-Erlebnis beschert. Es ging darum, mit geschlossenen Augen die Wirkung des Klangs verschiedener alltäglicher Substantive auf sich selbst zu erspüren – also so ähnlich wie das Verkosten bei einer Weinprobe.
Ich war fasziniert davon, dass alleine der Klang scheinbar neutraler Begriffe wie „Flughafen“ oder „Quellwasser“ völlig unterschiedliche körperliche Resonanzen in mir erzeugt hat.
Wenn man sich eingehender mit der Energie von Sprache befassen möchte, findet man sehr schnell die Grande Dame dieser Thematik: Mechthild von Scheurl-Defersdorf. Aus ihrem ursprünglichen „energetischen Sprachtraining“ hat sich mittlerweile das Sprach-und Kommunikationskonzept „Lingva Eterna“ entwickelt. In zahlreichen Büchern und Kartensets widmet sie sich der differenzierten Wirkung der Sprache - sowohl im Allgemeinen als auch in verschiedenen Lebensbereichen wie z. B. Pflege, Partnerschaft und Erziehung.
Ich habe mir ihr Buch In der Sprache liegt die Kraft – klar reden besser verstehen besorgt, um tiefer in die Materie einzutauchen. Darin verdeutlicht sie, welch fundamentale Auswirkungen Wortschatz, Grammatik, Satzbau und die Satzmelodie auf die Kommunikation haben - und damit vor allem auch auf den Sprecher selbst. Sprache offenbart unsere Persönlichkeit gleichermaßen, wie sie sie prägt.
Ich habe mich durch das Buch und das aus den Tiefen meines Fundus hervorgezogene Kartendeck „Die Kraft der Sprache“ auf eine interessante und ganz praktische Reise der Selbstentdeckung begeben, nahm die immerwährenden inneren Monologe und Dialoge genauer unter die Lupe und fand und Schritt für Schritt konstruktivere Formen des Ausdrucks.
Ein kleines Beispiel: So oft fühle ich mich unter Zeitdruck und von der Vielfalt und Anzahl der anstehenden Aufgaben herausgefordert. Wenn ich mir selbst zuhöre, dann finde ich eine Fülle von Aussagen wie: „Ich MUSS jetzt noch MAL EBEN SCHNELL einkaufen gehen“ oder „Ich MUSS SCHNELL dies und jenes machen.“ Gut – so gesehen nicht weiter verwunderlich, wenn ich mich gehetzt und unter Druck gesetzt fühle.
In meiner persönlichen Wort-Schatz-Truhe habe ich u. a. die Wörter „einfach,“ „schön“ und „gemütlich“ gelegt: Wort-Perlen, die in mir eine Resonanz von Wohlbefinden auslösen. Und an Neujahr beschloss ich spontan, dass jetzt der passende Moment ist, um EINFACH, SCHÖN, GEMÜTLICH den Jahresabschluß 2018 zu machen – anstatt SCHON WIEDER die GRAUENVOLLSTE Aufgabe SCHLECHThin erledigen zu MÜSSEN. Und in der Tat, ich war ganz im Fluss, und es hat gar nicht weh getan. ;-)
Anstatt mich „morgens SCHNELL FERTIG ZU MACHEN, um dann noch SCHNELL einkaufen zu gehen“ – „gehe ich mich SCHÖN duschen und schminken, und danach zum Einkaufen.“
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und ich bin mir selbst WIRKlich (den es wirkt!) DANKbar, mich auf diese Reise einzulassen. Mal sehen, wohin sie mich noch führen wird.