Frag Dich doch mal …

Dass wir unsere alltägliche Realität miterschaffen – durch die Art und Weise, wie wir auf das Leben sehen, Ereignisse interpretieren und welche Gefühle wir dazu haben, haben wir alle schon gehört. Viele Glaubenssätze und Muster sind allerdings oft so tief in uns verwurzelt, dass man sich ihrer gar nicht wirklich bewusst ist. So wird z. B. jemand, der von Kind an gelernt hat, dass die Welt ein unsicherer Ort ist und man den Menschen nicht vertrauen kann, auch wiederholt ähnliche, unglückliche Erfahrungen mit seinen Mitmenschen machen, was seineursprüngliche Überzeugung noch weiter zementiert. Um bei unserem fiktiven Beispiel zu bleiben: Das eigene Verhalten wird noch misstrauischer, man verschließt sich und interpretiert jede Aussage und jede Handlung des Gegenübers in die gleiche Richtung.

Durch das Resonanzprinzip („Gleiches zieht Gleiches an“) wird sich weiterhin mehr desselben im Leben zeigen. Und schließlich wird aus einem Glaubenssatz (ganz egal, ob wir ihn übernommen haben, oder selbst kreiert) eine unumstößliche Wahrheit.

Im Kleinen ist das Resonanzprinzip gut beobachtbar: so wird man z. B. als Frau mit Kinderwunsch überall Schwangere sehen. Liebäugelt man mit einem neuen Auto, sieht man auf einmal überall das Wunschmodell auf der Straße.

Ein besonderes Potential, unsere gut versteckten und un- bis halbbewußten Überzeugungen ans Tageslicht zu befördern, haben Krisenmomente. Wenn wir aufmerksam genug sind, haben wir in solchen Situationen die Gelegenheit, die Geschichten beim Schopf zu fassen, die wir uns in Gedanken wieder und wieder erzählen, und die unsere Perspektive auf das Lebensgeschehen bilden.

In meinem letzten Newsletter habe ich über einen meiner Krisenmomente geschrieben: Den Verlust der gesamten Terminplanung für 2019. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass das ein Drama für mich war. Und zunächst bin ich in Panik ausgebrochen. Meine Nebennieren haben alle Adrenalin- und Cortisolvorräte ausgeschüttet, die nur irgendwie zu aktivieren waren. Dem Drama folgte die Erschöpfung, und dann irgendwann überlegtes Handeln … Und ich konnte die Geschichte dazu hören, die mir (die unerbittliche Stimme im Kopf) dazu immer wieder immer wieder erzählt hat. Uuuiiihh – interessant!

In der Meditation bekam ich abends ein paar interessante Anregungen zur Selbstbefragung, die dann einen schönen Heilprozess in Gang gesetzt hat. Jeder Coach und Therapeut weiß, dass die Qualität einer Sitzung zu einem großen Teil von der Qualität der Fragen abhängt, die gestellt werden. Um Dir selbst diese (und andere) Fragen zu stellen, brauchst Du keine akute Krise. ;-) Nimm sie einfach als Anregung zu Meditation oder Selbstreflektion – und schau, wo sie Dich hinführen:

  • Was wäre, wenn Du immer und in jeder Situation wüsstest, dass das Leben für Dich arbeitet?

  • Was wäre, wenn Du immer und in jeder Situation wüsstest, dass Du geliebt bist, und eins bist mit der Quelle?

  • Wenn mein Körper in Worten sprechen könnte, was würde er mir sagen? Was würde er sich von mir wünschen?

  • Wenn ich aus der Perspektive des Kinds, das ich einmal war, auf mich selbst und mein Erwachsenenleben blicken würde, was würde dieses Kind sagen und fühlen?

  • Wenn ich wüsste, dass mein Leben in zwölf Monaten beendet wäre, wie würde ich dann mein Leben führen? Was wäre für mich wichtig? (Danke für diese Frage, Conny!)

Eine gute Herangehensweise ist es, diese Fragen schriftlich zu beantworteten. Und zwar ohne darüber nachzugrübeln, sondern den Stift einfach schreiben lassen – so lange, bis es fertig ist. Ohne dazwischen das Geschriebene zu überprüfen - und sich am Ende von dem Geschriebenen überraschen zu lassen.

Viel Freude und Erkenntnisse dabei!

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Selbstliebe, Präsenz, Heilung: Mein Interview mit Lea Hamann

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