Vom Umgang mit Trauer und Verlust
Den Verlust eines geliebten Menschen zu erleben ist ein schmerzhaftes Ereignis, das die Betroffenen häufig in Bereiche der Psyche und der Emotionen katapultiert, die als unerträglich und unüberwindbar erlebt werden. Oft taucht dabei das Gefühl auf, sich selbst nicht mehr wieder zu erkennen, und das Leben nicht mehr bewältigen zu können.
Es ist hilfreich zu wissen, dass die Verarbeitung von Trauer und Verlust ein längerer Prozess ist, der in verschiedenen Phasen verläuft, die ein sehr weites emotionales Spektrum abdecken. Während Elisabeth Kübler-Ross, die 2004 verstorbene Psychiaterin und Begründerin der modernen Sterbeforschung, fünf verschiedene Phasen (Leugnen, Wut, Feilschen und Verhandeln, Depression und Annahme) beschreibt, gibt es auch andere Modelle, die drei weitere Phasen (Desorganisation, Depression und Angst) benennen.
In jedem Trauer- und Sterbeprozess werden die verschiedenen Phasen durchlebt, allerdings in jeweils unterschiedlicher Länge und auch nicht unbedingt in der jeweils gleichen Reihenfolge.
Leugnen
In dieser Phase erscheint der Verlust noch völlig irreal. Man befindet sich in Art Schockstarre, fühlt sich wie betäubt und kann nicht glauben, dass dies wirklich geschehen ist. Das Leugnen ist eine Art natürlicher Schutz für den Trauernden, unter dem er verharren kann, bis die Zeit gekommen ist, dass er sich mit dem Verlust auseinandersetzen kann.
Wut
Fragen wie: „Warum ausgerechnet ich/mein Mann/meine Frau …“ werden oft mit großer Wut gestellt: an Gott, die Ärzte oder andere Personen. Die Wut ist eine feurige, lebendige Energie, die dabei hilfreich sein kann, sich von Schock und den Schmerzen zu erholen. Wird die Wut unterdrückt, kann dies Feindseligkeit und Depression zur Folge haben. Es ist hilfreich, die Wut zu kanalisieren, indem man ihr einen angemessenen Ausdruck verleiht.
Schuldgefühle
In dieser Phase quält man sich mit Selbstvorwürfen wie „warum habe ich nicht …“ oder „wäre ich doch nur …“ Schmerzhaft ist der Wunsch, bestimmte Dinge anders revidieren zu können. Es ist hilfreich, diese Vorstellungen von Schuld mit Dritten zu bearbeiten und zu dem Verständnis zu gelangen, dass der Tod zum Leben gehört.
Desorganisation
Nachdem der Verlust schon ein Stück weit verarbeitet werden konnte, kommt es häufig zu einer Welle verschiedenster Emotionen, die den Trauernden mit einem schnell wechselnden Potpourri an starken Gefühlen konfrontieren. Dazu gehören z. B. Angst, Erleichterung, Zweifel, Widerwille, Wut und Traurigkeit.
Verhandeln / Feilschen mit Gott
Obwohl man weiß, dass es irrational ist, kann es dazu kommen, dass Trauernde mit Gott darüber feilschen, dass die verstorbene Person wieder zurückkommen kann, dass der Tod ungeschehen gemacht wird. Auch dies ist ein weiterer Schritt der Verarbeitung der Trauer.
Depression
In dieser Phase fällt man in ein tiefes Loch der Apathie und Hoffnungslosigkeit. Man hat keine Energie und Lust zu irgendwelchen Aktivitäten. Alles erscheint sinn- und hoffnungslos, und man hat keinerlei Interesse an irgendetwas. Diese depressive Niedergeschlagenheit kann durchaus über Monate hinweg andauern. Es ist wichtig sich die Zeit zu geben, die es braucht, um durch diese Zeit zu kommen.
Angst
Es kann geschehen, dass die Angst (ebenfalls ein normaler Bestandteil des Trauerprozesses) beginnt, sich über allerlei Lebensbereiche zu erstrecken und zu zwanghaften, angstbesetzten Vorstellungen führt. Auch hier ist es hilfreich, sich Unterstützung im Außen zu holen.
Akzeptanz
Nach all dem Ringen und dem Schmerz stellt sich irgendwann die Akzeptanz des Verlustes ein – und der Heilungsprozess beginnt. Man öffnet sich für neue Möglichkeiten, neue Hoffnung keimt auf und das Interesse am Leben kehrt zurück. Der Verlust der geliebten Person wird integriert in das Leben.
In allen Phasen ist es wichtig, seine Gefühle zuzulassen und zu kommunizieren. Tod und Verlust gehören zu den schmerzvollsten und schwierigsten Erlebnissen, mit denen wir während unseres Lebens konfrontiert werden.
Sich Unterstützung zu suchen, auch jenseits von anderen Angehörigen und Freunden z. B. in Form einer Trauer- oder Selbsthilfegruppe (die regional zahlreich zu finden sind) kann überaus entlastend und hilfreich sein.
Literaturempfehlungen
Eilsabeth Kübler-Ross: „Über den Tod und das Leben danach“ (und ihre anderen Werke)
Astrid Laub: „Du bleibst in meinem Herzen: Wie Sie Trauer verstehen und bewältigen – Das Handbuch der Trauerbewältigung“